Kuba ins Herz geschlossen

Thüringer Unternehmer helfen auf der Karibikinsel

Elke Lier

Gera. Für den Lichtbildervortrag „Kuba im Wandel“ mussten am 26. November Zusatzstühle ins große Foyer der Geraer Bibliothek getragen werden, so groß war das Interesse an dieser Abendveranstaltung der Geraer Regionalgruppe von Cuba si. Über 100 Gäste folgten gespannt den Berichten von Andreas Wolf, ehemals Chef von Wolf Medizintechnik GmbH in Gera und Michael Diegmann, Geschäftsführer von MD Projektmanagement aus dem Eichsfeld.

Als er sein altes Fahrrad bei Cuba si als Spende ablieferte, kam Andreas Wolf, dem erfahrenen Fachmann für Röntgentechnik, die Idee, drei abgeschriebene Geräte nach Kuba zu verschiffen und sie dort in Krankenhäusern aufzubauen. Im Juli 2024 bei 32 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit begann er auf der Karibikinsel seinen Plan umzusetzen.

Andreas Wolf (links) und Michael Diegmann beantworten Fragen ihrer Gäste.

Michael Diegmann ist seit 17 Jahren auf Kuba tätig und hatte sich mit Thüringer Spezialmörtel und viel Enthusiasmus an die gigantische Arbeit gemacht, das Capitol in Havanna zu restaurieren. 1929 errichtet, ist es das größte Gebäude seiner Art weltweit. „Seine 36 000 Quadratmeter große Fassade war zu untersuchen, zu reinigen und zu restaurieren“, verdeutlicht er die Dimension. Seinen eigenen Arbeitern standen bald 25 angelernte Kubaner zur Seite, die dem stattlichen Gebäude mit Mörtel aus Joghurteimerchen zwischen 2014 und 2019 ein frisches Gesicht verpassten.

Sowohl Andreas Wolf als auch Michael Diegmann bekamen auf Schritt und Tritt zu spüren, wie 60 Jahre US-Embargo die kubanische Wirtschaft ausgehöhlt und die Menschen in Armut getrieben hat. Dazu gilt es aktuell, die Schäden von zwei Hurrikans und einem Erdbeben zu beseitigen. „Nicht einmal Schaltpläne konnte ich mir aus Deutschland mailen lassen, weil Kuba auch unter einem digitalen Embargo leidet“ , skizzierte Andreas Wolf die Erschwernisse. Es fehlt an allem, auch an Technik. Ohne modernes Transportgerät, vorwiegend mit Muskelkraft, wurde so ein 900 Kilo schweres Röntgengerät einen Tag lang ins Krankenhaus geschleppt und gezerrt. Ein 600 Kilo schwerer Stein für das Capitol wurde wie im Mittelalter per Seilzug in die Höhe gehievt, weil ein Kran nicht zu haben war, berichtete Bauunternehmer Diegmann. Aber auch davon, wie stolz sich die Kubaner ihre gerahmten Zertifikate für den bei ihm absolvierten Lehrgang in die Wohnzimmer hängten. „So viel ehrliche Freude, Interesse und Dankbarkeit wiegen alles auf“, sagte er. Dieser Zusammenhalt, gemeinsam etwas zu schaffen, Probleme anzupacken, begeisterte die beiden Thüringer. Ihre Kuba-Mission aus persönlichem Engagement ist noch lange nicht beendet. Sie haben Kuba und seine Menschen, denen sie eine Perspektive geben wollen, ins Herz geschlossen. Michael Diegmann entwickelt mit kubanischen Bauern eine Schweinezucht. Ein Mammographiegerät, das Andreas Wolf im Frühjahr 2025 aufbauen wird, ist bereits auf dem Weg nach Kuba. Als er verkündet, dass jetzt im November der erste Patient mit dem Röntgengerät aus Thüringen untersucht wurde, kam spontaner Beifall aus dem Publikum. Der Spendenerlös des Abends kommt der Beseitigung der Hurrikan- und Erdbebenschäden zugute.

Reiner Markgraf von der Geraer Regionalgruppe Cuba si dankt den Referenten Andreas Wolf und Michael Diegmann (von links) für ihren Vortrag und ihr Engagement für Kuba.

Fotos: Elke Lier

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